Seiten

Freitag, 19. Februar 2016

Bye bye Blog - Hello Homepage

Da ich mich in nächster Zeit ein bisschen mehr auf das Schreiben konzentrieren möchte und einige neue Ideen habe, die sich mit diesem Blog nicht so gut verwirklichen lassen, habe ich eine Homepage für unsere Abenteuer und Geschichten angelegt. Auf unserer Reise in den letzten Wochen habe ich viel daran gearbeitet, und endlich ist sie fertig:


Dort werde ich wie gewohnt weiter über unser Leben in Nepal und unterwegs schreiben, Fotos hochladen und Euch auf dem Laufenden halten. Auf dieser Blogseite werde ich allerdings in Zukunft keine neuen Artikel mehr hochladen. 
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr alle vorbeischaut, Euch zahlreich für den Newsletter eintragt und uns vielleicht auch auf Facebook folgt. Auch über Feedback und Kommentare freue ich mich natürlich sehr! Da alles etwas neu und ungewohnt ist brauche ich auf jeden Fall Rückmeldung, um besser zu werden!
Wir sind seit gestern wieder gut in Kathmandu angekommen, und ich verspreche, dass ich alle Stationen unserer Reise, zu denen ich noch nicht gekommen bin in den nächsten Wochen nachtragen werde!!! Stay tuned :-)

Montag, 1. Februar 2016

Garden of the Gods



Die Zeit mir Laura und ihrer Familie ging total schnell vorbei, wir haben gar nicht so viele „besondere“  Sachen gemacht, weil Miriam und ich nach Toronto keine Lust auf Sightseeing hatten, außerdem hatten Theo und Aida ja auch Schule. Einen Morgen sind wir mit in Aidas Klasse gegangen und haben dort von Nepal erzählt, das war auch sehr interessant. Die Kinder waren voll dabei und haben sehr viele Fragen gestellt, die aber auch mal wieder zeigten, dass ein Austausch zwischen Schulen in Industrie- und Entwicklungsländern durchaus Sinn macht. Viele Kinder konnten nicht verstehen, warum die Schulkinder in Kaule so „dreckig“ aussehen und waren vollkommen überrascht, als ich dann erklärt habe, dass Kinder in Nepal oftmals nur eine einzige Schuluniform haben, wenn überhaupt, und dass schon die Kleinsten selbst fürs Waschen verantwortlich sind. Weitere Fragen waren: Warum hat der Junge keine Schuhe an; Warum müssen die Kinder so viel Arbeiten; und  merkwürdigerweise auch: Waren Bleirohre ein Problem nach dem Erdbeben… :-).  Das konnte ich dann nicht so richtig beantworten… Miriam hatte ihre Kurtha an und hat ganz fleißig erzählt und erklärt, es war wirklich ein schöner Morgen.
An den anderen Tagen waren wir dann mit Aida beim Ballett, mit Theo beim Karate und haben einfach ein bisschen ausgespannt. An unserem letzten Tag bevor es weiter nach Seattle ging haben wir allerdings noch einen wunderschönen Ausflug zum „Garden of the Gods“ gemacht, ein Park in den Ausläufern der Rocky Mountains. 


The American way, bloß nicht aus dem Auto aussteigen. Miriam liebt es :-)
 


Dort sind Sedimentgesteinsschichten übereinander und zwischen einander geschoben, ich denke mal in der Gebirgsbildung der Rocky Mountains. Es sieht wirklich wunderschön  und faszinierend aus, wie ein Märchenland. Miriam und ich fanden es auch sehr warm, Laura war allerdings gekleidet wie auf einer Polarexpedition und hat immer noch gefroren. Dann ist uns aber auch wieder eingefallen, dass das früher auch immer schon so war, als wir in Südamerika waren. Mir war immer warm in T-Shirt und Pullover, und Laura hat auch im Schneeanzug noch gefroren. Meine Kälteresistenz habe ich also anscheinend an Miriam weitergegeben :-). 









Wir sind dann viel auf den Felsen rumgeklettert, haben Spalten erkundet und haben uns den Wind um die Ohren pusten lassen. Es gab auch einen kleinen Rundweg, den wir gelaufen sind und viele Shortcuts, die uns neues und interessantes gezeigt haben.


Zum Abschluss einer wundervollen Woche haben Miriam und ich dann abends Dhal Bhat gekocht (ok, Miriam hat nur zwischendurch kontrolliert, ob ich alles richtig mache…) und die Debatte der Republikaner geguckt. Man muss sich ja auch mit sowas auseinandersetzen, und auch wenn es gruselig ist, gleichzeitig auch interessant… Jedenfalls habe ich gelernt, dass man in Amerika englisch spricht und nicht spanisch, danke Herr Trump! In Deutschland haben wir ja ähnliche Debatten, aber ich finde es immer wieder faszinierend wie in Amerika Menschen über Einwanderung debattieren, die alle Nachkommen von Einwanderern sind und jetzt so tun, als hätte das nichts miteinander zu tun. Hätten vor 150 Jahren die Native Americans eine Pressekonferenz gehalten und gesagt: In unserem Land spricht man Sioux, Navajo und 100 andere Sprachen, aber kein Englisch, also alle illegalen Einwanderer raus und eine Mauer bauen!, dann sähe die Welt jetzt ganz anders aus. Mal sehen, was die nächste Woche mit den Vorwahlen in Iowa bringt…



Miriam war unglaublich traurig, dass wir dann weitergezogen sind. Sie hat sich mit Aida und Theo wahnsinnig gut verstanden und hat sich in Lauras Haus sofort wohlgefühlt. Letzte Woche hat sie mir gesagt: Mama, als ich noch nicht geboren war und noch ein Engel im Himmel war, ich glaube da habe ich auch schon mit Aida und Theo gespielt…

Montag, 25. Januar 2016

The Denver Stock Show – unser erstes Rodeo



Nach unseren vier Tagen in Toronto sind Miriam und ich nach Denver geflogen, um dort meine Freundin Laura zu besuchen. Laura und ich haben uns kennengelernt, als ich nach dem Abitur durch Südamerika gereist bin, wir haben dort zusammen in Guandera gearbeitet und danach Bolivien zusammen erkundet. Obwohl das mittlerweile zehn Jahre her ist (oh Gott, ich werde echt alt…), haben wir es geschafft den Kontakt zu halten und jetzt stand ein Besuch in Denver mit auf unserem Reiseplan.
Laura hat zwei Kinder, Aida (7) und Theo (5), so dass Miriam direkt nach unserer Ankunft mit den beiden ins Kinderzimmer verschwunden ist und nicht mehr gesehen ward… Ich glaube, das ist das einzige das ihr auf unserer Reise wirklich fehlt: andere Kinder zum Spielen. Ich glaube, auf Dauer bin ich dann doch zu rational für ihre Fantasiespiele (Miriam: Du wärst die Schneeköniginmama und ich die Schwester, und da ist die Hexe! Ich: Wo ist die Hexe? Miriam: Ist doch egal, wir spielen das jetzt. Ich: Was muss ich denn machen? Miriam: Ach Mama…).
Als wir überlegt haben, wie wir unsere Tage in Denver verbringen könnten, hat Laura vorgeschlagen, zur Stockshow, also zur Viehschau zu gehen. Dann ist mir wieder mal mein Sarkasmus dazwischengekommen, weil ich mich ein bisschen darüber lustig gemacht habe, eigentlich aber auf jeden Fall Lust hatte. Laura hat sich aber wohl gedacht: Ach, diese Europäer, die wollen bestimmt nicht zu einer Viehschau., also war das erst mal von der Agenda. Zum Glück konnten wir unsere interkulturellen Verständigungsschwierigkeiten dann aber überwinden und haben es doch noch hinbekommen, mit der Konzession dass ich – wenn ich einen entdecke – auf jeden Fall ein Foto von einem Menschen mit „I support Trump“ Button machen darf.
Wir sind dann also zu fünft los, und es war echt ein toller Tag. Unser Parkplatz war ein wenig außerhalb, um also zum Gelände zu kommen, mussten wir über einen Laufsteg über den Bereich laufen, in dem die Bullen zum Verkauf gehalten wurden, wo also wirklich der Markt stattfand. Und damit die auch gut verkauft werden konnten, mussten die natürlich auch hübsch gemacht werden, also wurde einshampooniert, gefönt, mit der Nagelschere das Haar getrimmt und so weiter und sofort. Ich habe mich gewundert, dass wir nicht jemanden gesehen haben, der die Hufe lackiert hat. Aber die Tiere sahen wirklich wunderschön aus, wenn man als Vergleich nur das magere Vieh aus Nepal hat, dann denkt man wirklich man sei in einer anderen Welt. Und was auch deutlich wurde, ist dass alle Rancher eine wirklich tiefe Verbindung zu ihren Tieren hatten und genau wussten, was wann passiert und passieren muss. 
Mit viel Liebe einshampooniert...
 

Vier Männer, eine Kuh - ob da wohl alle Haare gleich lang geworden sind?

Den Tag haben wir dann auf dem Gelände verbracht, wir haben viele weitere Tiere gesehen, waren im Streichelzoo (Zitat Miriam: Das ist ja wie zu Hause hier…), Miriam war Ponyreiten, wir haben Fotos mit Cowgirls gemacht und natürlich auch Hamburger gegessen… Wir hätten gar nicht gedacht, dass wir uns den ganzen Tag dort aufhalten könnten, aber die Zeit verging dann so schnell, dass es plötzlich Abend war. Die zwei Highlights des Tages waren definitiv das „Mutton-Busting“ und das Rodeo abends, zu dem wir Karten hatten. 









Mutton-Busting bedeutet, dass Kinder auf wilden Schafen reiten, also ein Mini-Rodeo. Es war echt spannend das zu sehen, auch wenn die Lautsprecher das Geschrei der Kinder kaum übertönen konnten… Ich glaube, als sechsjährige hätte ich auch Angst gehabt, auf so ein bockendes Schaf zu steigen, und oft sind die Kinder beim Runterfallen auch getreten worden. Ich hatte auch keine Ahnung, dass Schafe so bocken können (Hmm, jetzt wo ich es schreibe, vielleicht kommt das Wort „Bocken“ ja vom Schafsbock… könnte passen) und so hoch springen können. 





Anschließend sind wir dann zum Rodeo. Wir sind ein bisschen zu spät gekommen, so dass der erste Ritt schon stattfand, als wir die Arena betreten haben und ich leider die Nationalhymne verpasst habe (das wäre wohl meine beste Chance gewesen, mich über amerikanischen Patriotismus lustig zu machen…), aber wir waren direkt in den Bann gezogen. Sogar Miriam hat total konzentriert zwei Stunden lang zugeguckt, wie Männer von Bullen gefallen sind und hat ganz interessiert jedes Mal gefragt, wie denn der Bulle jetzt heißt und was da passiert. Sie hat aber nicht verstanden, warum einige Bullen nach dem Abwerfen nochmal eine Runde in der Arena gedreht haben und von den Reitern in der Ecke zum Ausgang getrieben mussten, und andere nicht. Wenn doch einige so wütend waren, dass sie nicht zurück in den Stall wollten, warum dann andere nicht… Ich hab dann irgendwann gesagt, dass ich glaube, dass die was Leckeres im Stall zu fressen bekommen, das hat sie dann erst mal zufrieden gestellt. Später in einer Pause wurde aber ein Viehtrieb mit Kälbern nachgestellt, und danach hatte Miriam selbst ihre Antwort: Die Bullen wollten schnell zurück zu ihren Kälbern und sind deshalb zügig abgehauen :-).
Dieser Viehtrieb war auch wirklich faszinierend. Drei Reiter mussten aus einer Gruppe von Kälbern die alle unterschiedliche Nummer hatten, drei Kälber mit der gleichen Nummer (die jeweils am Anfang genannt wurde) separieren und in eine Umzäunung treiben. Die Pferde und ihre Reiter haben so sehr eine Einheit gebildet, das war echt unglaublich. Ich wusste gar nicht, dass sowas so geht. 


Der tanzende Rodeoclown in Blau und Gelb
Kann man nicht so gut erkennen, aber das ist das Bild mit dem Viehtrieb...
Und ich hab endlich verstanden, was eigentlich ein Rodeoclown ist… Ich hab das Wort vorher oft gehört, dachte aber immer das wäre jemand, der auf der Tribüne rumläuft und Späße macht, oder dass es den gar nicht gibt. Jetzt habe ich gesehen, dass das jemand ist, der in der Arena ist und den Bullen ablenkt, sollte dieser auf den Reiter losgehen. Und der hat auch die Hälfte des Entertainments gemacht, er hatte ein Mikro und hat die ganze Zeit Witze gerissen, hat getanzt, die ganze Arena unterhalten und insgesamt einen großen Beitrag zur Show geleistet. Also wiedermal eine Wissenslücke geschlossen…
Gegen Ende des Rodeos hat Miriam dann nochmal eine ihrer Fragen gestellt, die mich dann sprachlos zurücklassen… Sie hat mich gefragt, warum denn nur Männer die Bullen reiten, und keine Frauen. Ich hab dann von „zu gefährlich“ und „zu großes Risiko“ gefaselt, und davon dass Frauen vielleicht manchmal ein bisschen klüger sind und kein Bedürfnis verspüren, sich auf ein wildes Tier zu setzen in der Hoffnung nicht zertrampelt zu werden. Miriam hat dann ganz trocken gesagt: „Mama, ich glaube Männer wollen einfach mehr gewinnen.“ Wahrscheinlich kommt das der Wahrheit näher als alle meine Erklärungsversuche. 
Die Dame war etwas angesäuert, als sie merkte, dass wir ihr Schild nicht wirklich ernst genommen haben...

Zum Schluss möchte ich euch natürlich nicht die Geschichte meines Gürtels vorenthalten. Ich hatte mir in Denver eine neue Hose gekauft, und dazu brauchte ich einen neuen Gürtel. Wo könnte ich den besser kaufen, als auf der Viehschau dachte ich mir, und es gab auch unzählige Stände mit Lederwaren. Als ich dann endlich einen gefunden hatte, der mir gefiel, passte und erschwinglich war, bin ich also mit meiner Beute zur Kasse. Dort habe ich dann das folgende Schild gesehen: „Made in North America, not mainland communist China“. Eigentlich wäre das für mich fast ein Grund gewesen, den Gürtel doch nicht zu kaufen, andererseits ist es natürlich schön, jetzt einen echt Amerikanischen Gürtel zu besitzen :-). Allerdings scheint der Gürtel auch ein Bewusstsein zu haben, auf der Nachhaltigkeitskonferenz,  die ich in Portland besucht habe, hat er die ganze Zeit gequietscht, ich glaube das war ihm nicht geheuer… Und seitdem rätseln Laura und ich auch, was denn „island China“ ist, wenn offensichtlich „mainland“ so viel schlimmer ist… Also wenn ihr dazu Ideen habt, bitte bringt Licht in das Rätsel!