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Dienstag, 3. November 2015

Swayambunath und der Anfang der Krise…



Anfang Oktober sind meine Mutter Annette und mein Bruder Onno zu Besuch nach Nepal gekommen. Wir hatten eine wundervolle Zeit zusammen und haben unglaublich viel erlebt, ich bin sogar auch endlich mal ein wenig im Land herumgekommen. Leider haben die beiden sich wieder eine sehr passende Zeit ausgesucht, um Nepal kennenzulernen… Als mein Vater vor zwei Jahren hier war, standen gerade die Wahlen an und es gab einen 10tägigen Streik und Gruppen von verrückten Motorradfahrern haben die Straßen unsicher gemacht, abwechselnd die verschiedenen Parteiflaggen schwingend. Nachdem also mein Vater also schon mal einen super Eindruck von Nepal bekommen hat (bzw. von Nepals politischem System usw.), hat sich das Land wohl gedacht, der Rest meiner Familie sollte auch nicht ungeschoren davonkommen.  Seit mittlerweile fast zwei Monaten gibt es eine Blockade der indischen Grenze, so dass kaum mehr Benzin, Kochgas, Medikamente usw. ins Land kommen und die Situation sich so langsam wirklich zuspitzt. Meine Gedanken zu dieser inoffiziellen, unglaublichen und unmenschlichen Blockade werde ich nochmal gesondert zu Papier bringen, aber sie hat uns auf jeden Fall die ganze Zeit begleitet und teilweise auch eingeschränkt.
Nachdem die beiden also gut angekommen waren und wir den ersten Abend direkt bei leckerem Dal Bhat bei unseren Vermietern verbracht haben, war am nächsten Tag Sightseeing angesagt. Da Taxis kaum noch fahren, haben wir uns als erstes Ziel etwas in Laufentfernung gesucht, nämlich den Affentempel Swayambunath. Von unserem Dach aus sieht man die Kuppel der Stupa sehr gut, und es sieht so aus, als wenn es nur einen Katzensprung entfernt wäre. Zu Fuß ist es dann doch ein bisschen weiter, aber wenigstens war nicht so viel Verkehr… Auf der Ringroad sind wir an endlos langen Taxischlangen vorbeigelaufen, deren Fahrer alle tagelang anstanden, in der Hoffnung auf ein bisschen Benzin. Teilweise hat es bis zu drei Tage gedauert, in denen die Fahrer im Taxi bleiben – also auch übernachten – mussten, bis sie lächerliche 10 Liter bekommen haben… 

Endlose Schlangen am Rand der Straßen - Anstehen für Benzin
Wir sind dann also erst mal über staubige Straßen und dann über die endlosen Treppen in Richtung Tempel gelaufen und sind schließlich auch angekommen. Miriam hat Onno ganz engagiert erklärt, was er mit den Affen machen darf und was nicht (nie in die Augen gucken und auf sie zeigen… ) und hat ihn vor jedem der Viecher einzeln gewarnt, die da rumliefen. Von oben hatte man einen wunderschönen Blick über die Stadt, die ja jetzt ausnahmsweise mal nicht in Abgasen versinkt. 

Miriam erklärt irgendwas wichtiges...
 

Ausnahmsweise klare Sicht
Familienselfie

Wenn man zum ersten Mal nach Swayambunath kommt, könnte man denken, beim Erdbeben ist hier so gut wie nichts passiert. In Wirklichkeit sieht es aber sehr anders aus, viele der Klöster um die Stupa herum wurden komplett zerstört und es gab viele Todesopfer. Um den Schein zu wahren, wurden die Trümmer hier aber schnell weggeräumt, so dass im Moment alles fast unversehrt aussieht. Nur eben viel leerer als vorher…  


Ohne Worte
Trotz der Zerstörung ist Swayambunath immernoch beeindruckend

Ein Freund von mir hat mir auch eine interessante Geschichte über den Wiederaufbau in Swayambunath erzählt. Es gibt dort einen Tempel, der verschiedene Zonen hat. Touristen und Besucher dürfen (durften…) ihn nur von draußen sehen, Mönche dürfen den inneren Ring betreten, aber nur ein bestimmter Priester darf das Innerste sehen und betreten. Niemand weiß, wie es dort aussieht und der jeweilige Geweihte gibt sein Wissen nur an seinen Nachfolger weiter. Beim Erdbeben wurde dieser Tempel schwer beschädigt. Um zu verhindern, dass das Innerste sichtbar wäre, wurde es schnell mit Planen abgedeckt, aber der Tempel muss ja wieder aufgebaut werden. Und da niemand sonst in das Innerste darf, lässt sich der geweihte Priester nun als Handwerker ausbilden, damit er es selbst reparieren kann. Das nenne ich auf jeden Fall mal konsequent :-). 

Buddhas Augen sind allgegenwärtig
Schattenspiel
 Wir hatten jedenfalls einen schönen ersten Tag bei den Affen und der Ausflug war der perfekte Einstieg in den Nepalurlaub!

Onkel und Nichte

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