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Mittwoch, 15. April 2015

Unsere erste (Mini-)Trekkingtour



So gut wie jeder Tourist, der nur für drei Wochen nach Nepal fährt macht mindestens eine kleine Wanderung, Nepal ist ja vor allem bekannt für seine Treks. In fast drei Jahren  hatten wir es leider immer noch nicht geschafft, auch mal länger wandern zu gehen. Das sollte sich jetzt ändern, letzte Woche waren wir für fünf Tage unterwegs und entsprechen jetzt endlich auch dem Stereotyp des Nepalreisenden – wenigstens so halbwegs…
Montags morgens ging es dann los, zuerst sind wir mit dem Bus nach Panauti gefahren, und von dort wollten wir loslaufen. Anke und Maya, zwei Volontäre aus Kaule sind auch mitgekommen und haben dankenswerterweise unser Gepäck getragen, dass ich zeitweise noch Miriam im Tragetuch tragen musste und daher keinen Rucksack schleppen konnte… In den Momenten, in denen Miriam selbst gelaufen ist, hat uns das dann viele lustige Blicke eingebracht, weil ich ohne jegliches Gepäck gelaufen bin…
Genau in dem Moment, in dem wir in Panauti aus dem Bus gestiegen sind, hat es natürlich angefangen zu regnen. Eigentlich ist der März einer der trockensten Monate des Jahres hier, aber natürlich nicht, wenn wir wandern gehen möchten. Wir dachten, es sei nur ein Schauer, haben uns die Laune nicht verderben lassen und sind losgelaufen. Nach einer halben Stunde ist der Nieselregen dann immer heftiger geworden und plötzlich hat es total angefangen zu gewittern. Wir haben uns dann von Dach zu Dach gehangelt, am Anfang immer in der Annahme, dass es bestimmt gleich aufhört. Hat es aber leider nicht, und irgendwann sind wir einfach weitergelaufen, um irgendwann anzukommen. Wir waren alle nass bis auf die Knochen – trotz Regenjacken –, aber zum Glück war es wenigstens nicht kalt. Im Regen hatte Miriam natürlich keine Lust zu laufen und ich musste sie fast die ganze Zeit tragen, zwischenzeitlich wäre ich manchmal am liebsten sitzen geblieben. Lustiger weise hatte ich morgens noch eine riesen Diskussion mit ihr, weil sie unbedingt ihre Goretex Winterstiefel anziehen wollte, ich aber für Turnschuhe votiert hatte. Weil ich keine Nerven auf die Streitereien hatte hab ich ihr irgendwann die Stiefel erlaubt, und nach dem ersten Tag war ich echt dankbar für Miriams Hartnäckigkeit… 

Regen...
Irgendwir hatten wir uns das anders vorgestellt...
 Als wir dann in ein Dorf gekommen sind, in dem vor wenigen Tagen die Straße aufgerissen worden war, um sie neu zu asphaltieren haben wir echt nur noch gedacht, wir sind einem Witz gelandet. Innerhalb kürzester Zeit sind wir alle wie auf Eiern gelaufen, weil der lehmige Boden unsere Schuhe total verklebt  hat und wir riesen Klumpen unter den Sohlen mit uns rumgetragen haben. Wenigstens hatten wir bei unseren – mehr oder weniger eleganten – Versuchen das Gleichgewicht zu halten immer viel zu lachen!
Schlammschlittschuhe...
Nach gefühlten Stunden im Regen sind wir dann nachmittags endlich in Namobuddha angekommen, der drittwichtigsten buddhistischen Stupa in Nepal. Wir sind dann hoch zum Kloster gelaufen, dort könne man schlafen hatte uns jemand gesagt. Der für die Zimmervergabe zuständige Mönch hat leider genau das gerade getan, wir haben sogar schnarchen aus seinem Büro gehört, aber weder durch Klopfen, Rufen oder Anrufen hat der Typ sich zum aufstehen bewegen lassen. Nach einer Stunde und ca. 15 Tassen Tee hat es dann endlich geklappt und der Schönheitsschlaf war beendet. Wir waren zu dem Zeitpunkt schon alle ziemlich am Ende und unsere Geduld war aufgebraucht, zu allem Übel hat Maya dann auch noch ein kleiner, schielender, weißer Terrorhund angepöbelt. So ein merkwürdiges Viech hab ich selten gesehen, der hat sich teilweise auf dem Rücken fortbewegt und hatte es wirklich auf Maya abgesehen. Nachdem wir den Höllenhund hinter uns gelassen hatte, konnten wir dann endlich in die Zimmer und unser gesamtes nasses Habe ausbreiten. Nach einem schnellen Essen waren wir alle um acht im Bett und hatten uns schon verschiedene Exitstrategien ausgedacht, einen weiteren Tag im Regen wollte keiner von uns mehr verbringen. 


Der Blick am nächsten Morgen...
Miriam in Namobuddha


Am nächsten Morgen war dann keine Wolke mehr am Himmel zu sehen. Der Sonnenaufgang war wunderschön, und man hatte eine tolle Aussicht auf die Berge, wo man am Vortag keine zehn Meter weit bis zum nächsten Feld sehe konnte. Voll motiviert ging es los, die zweite Tagestour ging nach Dhulikhel. Miriam ist super viel gelaufen und hatte einen tollen Tag, ich hab zur Abwechslung einen Sonnenbrand bekommen und wir konnten tolle Aussichten genießen. Vor allem das Laufen durch die Felder und Dörfer finde ich toll, dort sieht man wirklich wie die Menschen hier leben, außerdem wird nochmal deutlich wie sehr die Landschaft hier doch auch eine Kulturlandschaft ist, die durch Jahrhunderte lange Bewirtschaftung durch Menschen geprägt wurde. 



Queen of the path...



Quizfrage: Was ist hier echt und was aus Plastik?
Posing mit Buddha
Sonnenaufgang über Dhulikhel
Am dritten Tag ging es nach Nagarkot, einen Aussichtsort der eigentlich in jeder Nepaltour mit drin ist, an dem ich aber natürlich noch nie war. Wenn man sehr viel Glück hat, kann man von hier aus auch den Mount Everest sehen.
An den ersten beiden Tagen waren die Tagesetappen nicht so lang, wir hatten aber trotzdem schon gemerkt, dass unsere Karte – vor allem was die Höhenangaben betrifft – nicht allzu präzise ist. Nach dem dritten Tag hätten wir sie aber am liebsten verbrannt, wir waren nicht so wirklich vorbereitet auf das, was uns erwartete: Treppen. Treppen ohne Ende, jedes Mal wenn man dachte, man sei oben angekommen, ging es nochmal höher, und nochmal und nochmal. Und dann natürlich im nächsten Tal wieder runter, damit auf der anderen Seite nochmal Treppen gebaut werden konnten. Das wir so hoch waren hat uns natürlich wunderschöne Blicke beschert, und es ging die ganze Zeit durch Felder und Dörfer, der Weg war sehr schön!


Da mussten wir hoch...
Solarparzellen dürfen natürlich nicht fehlen

Typisch nepalische Dorfarchitektur :-)

Pause!
Besonders fies war eine extreme Steigung, bei der sich auch die Höhe der Treppen gesteigert hat. Am Anfang waren die Treppen niedrig, so dass man gut hochkam, aber je höher es ging, desto höher wurden auch die Stufen. Anke hat bei 1000 Stufen aufgehört zu zählen, und offensichtlich sind den Bauarbeitern ab der Mitte die passenden Steine ausgegangen, jedenfalls haben Miriam und ich mehrmals überlegt, einfach mittendrin zu kampieren. Einen Großteil der Strecke habe ich sie getragen, aber gegen Ende ging es einfach nicht mehr und als sie dann selbst gelaufen ist musste ich sie einige Stufen hochziehen, weil sie sonst gar nicht hoch gekommen wäre…

... und auf der anderen Seite wieder runter!
Hoch, hoch, hoch...



Irgendwann waren dann aber auch diese Treppen geschafft und laut Karte sollte der Ort jetzt ganz nah sein. Was aussah wie maximal zwei Kilometer wurde dann aber immer länger und länger und es hilft nicht unbedingt, wenn man hinter jeder Ecke das Ende vermutet und sich der Weg dann doch noch länger um den Grad schlängelt. Als wir dann irgendwann total ausgelaugt und fertig doch so langsam in den Ort gekommen sind, kamen uns plötzlich zwei ziemlich verplante deutsche Frauen entgegen, die uns gefragt haben, wo es denn hier zum Sonnenaufgang ginge. Daraufhin müssen wir alle vier so verdutzt und verwirrt geguckt haben, dass sie direkt angefangen haben, auf Englisch mit uns zu reden.


Nach weiterer Karteninduzierter Verwirrung haben wir dann aber irgendwann endlich den Ortskern und ein nettes Hotel gefunden und sind nach einem reichhaltigen Essen um sieben ins Bett gegangen – wir waren alle total fertig! 

Nature Walk
Auch wenn Treppen nervig sind, sie eignen sich hervorragend um Fotos mit Selbstauslöser zu machen...


Lecker Mittagessen
 

 Eigentlich wollten wir am nächsten Tag nach Chisapani laufen, ein Ort im Shivapuri Nationalpark, aber nach den Strapazen des Vortages waren wir alle geschafft. Dazu kam, dass es wieder ein total heißer Tag war und wir es natürlich wieder geschafft hatten, den Streckenteil ohne Schatten genau in der Mittagshitze zu absolvieren. Also haben wir schon mittags – eigentlich auf halber Strecke – in Jhule Quartier aufgeschlagen, dort war ein sehr schönes Hotel mitten im nichts und ein wenig Ruhe kam uns allen sehr gelegen. Der Blick war toll und außer uns waren keine anderen Gäste dort – sehr angenehm!

Der Blick vom Hotel in Jhule
Nachmittagsspaziergang um Jhule - da darf der Fuchs natürlich nicht fehlen
 



Miriam hat ausgiebig gespielt und als sie rausgefunden hat, dass es im Hotel einen Fernseher im Gastraum gab war sie sowieso verloren. Etwas entsetzt war ich aber, als sie das Angebot des Kellners von Wrestling auf Cartoons umzuschalten abgelehnt hat… Nachdem ich die Frage, warum sich diese komischen verkleideten Typen da so schlimm prügeln nicht befriedigend beantworten konnte, hat sie sich dann aber doch noch umstimmen lassen. Nach einem Werbeblock hat sie mir dann aber erklärt, wenn ich dieses eine Waschmittel nehmen würde, dann würde unsere Wäsche auch endlich mal richtig weiß – ich bin mir jetzt nochmal bewusster warum ich froh bin, dass wir auch in Kathmandu keinen Fernseher haben!







Der nächste Tag war schon unser letzer – irgendwie mussten wir zurück nach Kathmandu kommen. Das einfachste erschien uns nach Sundarijal zu laufen, dort erschien auch der Abstieg nicht so dramatisch. Die aufmerksamen Leser werden jetzt sagen: Woher wollten die das denn wissen, die Karte war doch Mist. Ja, das hätten wir uns auch mal sagen sollen, aber irgendwie haben wir festgestellt, dass wir da doch sehr deutsch sind. Das ist auf der Karte so, also ist es so. Egal wie oft die Karte uns ins Bockshorn gejagt hat, wir haben trotzdem jeden zweiten Satz angefangen mit: Aber auf der Karte… Wir haben es bis zum Ende nicht gelernt und auch am letzten Tag nochmal sehr geflucht. Diesmal wurde die Falschinformation durch die Karte nochmal ergänzt durch total verwirrende Schilder mit Kilometerangaben, die sich ständig selbst widersprochen haben. Oder wir sind einfach totale Versager und brauchen eben für 800 Meter Strecke zwei Stunden… 





Nach fünf wunderschönen Tagen in der Natur und unterwegs ging es dann schließlich von Sundarijal mit dem Bus wieder nach Kathmandu, natürlich direkt in das absolute Verkehrschaos. Wir wären alle am liebsten direkt wieder umgedreht, die Zeit war einfach zu schön. Auch Miriam hatte sehr viel Spaß und ist super viel gelaufen. Sie hat sich auf alles Neue sofort eingelassen und hat mir nochmal gezeigt, dass ich wegen ihr nicht so lange mit der ersten Wanderung hätte warten müssen. Wir haben uns schon die nächste Strecke rausgesucht und wollen bald wieder los! Wir hatten diesmal natürlich auch ganz tolle Wandergesellschaft, ohne Anke und Maya wäre die Tour so nicht möglich gewesen! Bald gibt es die nächste Tour, da sind wir uns ganz sicher!!!