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Freitag, 11. April 2014

Ein magischer Nachmittag


Gestern waren Miriam und ich in Kathmandu, weil Miriam wieder zur Kontrolle für ihren Arm musste (alles super, in drei Wochen kann der Gips ab…). Der Termin war erst abends, also hatten wir den ganzen Tag Zeit in Kathmandu und haben diesen zum ausgiebig Duschen und Shoppen genutzt. Wir sind fast zwei Stunden durch Ason gewandert, ein Stadtteil mit Läden für alles von Küchenbedarf über Kleidung bis zu Polybags und Medikamenten. Wir haben uns einfach ein bisschen treiben lassen und auf unserem Weg auch gefunden, was wir gesucht haben (Schuhe, ein Kleid, einen Rock und Hemden…).
Eine sehr lustige Geschichte ist in einem Geschäft passiert. Dort wollten wir zahlen, und der Mann der kassierte, saß mit Gipsbein im Rollstuhl. Er hat dann Miriam gefragt, wie sie sich denn den Arm gebrochen hat, und wie zwei Verwandte im Leiden haben die beiden sich dann über ihre Verletzungen unterhalten. Miriam hat natürlich erzählt, dass sie beim Spielen aus der Hängematte gefallen ist, und anschließend hat sie ihn todernst gefragt, was er denn gespielt hat, als er sich sein Bein gebrochen hat… Der ca. 50 jährige Mann musste dann auch sehr lachen, als er ihr erklärt hat, dass sein Unglück nicht beim Spielen passiert ist :-).
Anschließend sind wir auf dem Rückweg noch etwas essen gegangen, und zwar in einem Restaurant in dem wir diesmal zum ersten Mal waren. Es heißt „1905“ und ist eigentlich an einer der viel befahrenen Straßen Kathmandus, also grundsätzlich erst mal nicht so vielversprechend. Ich hatte aber schon so viel davon gehört, vor allem vom „Organic Market“ der dort jeden Samstag stattfindet, also wollte ich es einfach mal ausprobieren. Und die Überraschung war riesig, als wir durch das Tor gegangen sind. 

Miriam im neuen Kleid
Dahinter verbarg sich ein kleines Paradies, total abgeschirmt vom Straßenlärm liegt dieses alte Haus, welches ursprünglich für die Königsfamilie gebaut worden war inmitten von einer kleinen Parkanlage mit viel Wasser. Es wehte eine kleine Brise, das Essen war vorzüglich und Miriam und ich wollten gar nicht mehr weg von dort. Anscheinend ist das Mittagsgeschäft im Moment eher lau, daher war kaum jemand dort und wir hatten viel Platz. Miriam hat auf den Holzbrettern des Bodens ganz lange und wunderschön getanzt und dazu gesungen, und ich kam mir vor wie verzaubert. Ich glaube,  diesen Nachmittag werden wir beide nie wieder vergessen!







Miriam weiß sich zu helfen - da wird der Gips kurzerhand zum Behelfstisch

Ich hab mit einem Wollknäuel gekämpft, das aufgerollt werden musste... 



Ein perfekter Tag!

Mittwoch, 2. April 2014

Miriams Unglückstag



Vor ungefähr zwei Wochen hatte Miriam einen sehr schlechten Tag. Die ganze Nacht über war sie krank, sie musste sich übergeben und konnte kaum schlafen, tagsüber ist sie dann nicht so richtig wach geworden und so mehr oder weniger durch den Tag gestolpert. Irgendwie lag schon was in der Luft, und am Nachmittag ist es dann passiert: beim Schaukeln ist sie vorüber aus der Hängematte gefallen und so ungünstig aufgekommen, dass sie sich den Arm gebrochen hat.
Als sie gefallen ist, dachte ich natürlich noch, es wäre nichts passiert, aber als ich ihren Arm gesehen habe war sofort klar, wir müssen schnell ins Krankenhaus. Zum Glück fuhr gerade ein Erdbeerauto ab, so dass wir nach notdürftigem Schienen mit Stöckchen und elastischen Binden direkt mitfahren konnten nach Kathmandu. Im Auto ist Miriam dann eingeschlafen, und dafür bin ich immer noch dankbar, weil sonst die holprige Fahrt für sie wahrscheinlich die Hölle geworden wäre. Im Krankenhaus war dann schnell klar, dass Elle und Speiche gebrochen waren und der Bruch gerichtet werden musste. Das ging allerdings nicht dort und auch nicht nachts, so dass wir erst mal mit einer provisorischen Schiene am Arm ins Hotel konnten.
Am nächsten Morgen war Banda – Streik –, also fuhr kein Fahrzeug und wir mussten mit dem Krankenwagen abgeholt werden. Miriam fand das super und ist seitdem von jedem Krankenwagen, den wir sehen total fasziniert. Natürlich hat sie geweint, als das ganze passiert ist, aber danach hat sie sich wirklich tapfer gehalten und kaum gemeckert. Als sie dann allerdings im Krankenhaus das OP Hemdchen anziehen sollte, war ihre Geduld zu Ende. Erstens hatte das die falsche Farbe (grün…), und zweitens war es zu groß, also alles vollkommen inakzeptabel für meine Tochter. Da das Richten des Bruches unter Vollnarkose stattfand, durfte ich leider nicht mit rein, und auch für mich war das glaube ich der allerschwierigste Moment, als ich Miriam an den Arzt abgeben musste.
Nach 30 Minuten war dann alles passiert und Miriam war im Aufwachraum. Dort war sie natürlich an allerlei Geräte angeschlossen, Herzschlag, Sauerstoffsättigung usw., alles musste kontrolliert werden. Sobald sie wach war, hat sie unverzüglich mit der Schwester auf Nepali angefangen zu diskutieren, was davon denn jetzt bitte weg sollte, das hat sie alles genervt, und nachdem sie jeweils 30 Minuten auf die arme Schwester eingeredet hatte, hat sie – bis auf den Intravenösen Zugang – auch alles wegdiskutieren können. Die haben sie auch 30 Minuten früher essen lassen als geplant, weil Miriam einfach nicht aufgehört hat davon zu reden. Spätestens da wusste ich, dass sie alles gut überstanden hat und wieder zu alter Form zurückgefunden hat.
Insgesamt mussten wir aber fast 10 Stunden zur Beobachtung dort bleiben, und als wir dann endlich entlassen werden konnten, hatte ich das Gefühl ich hatte den längsten Tag meines Lebens hinter mir. Leider war dann aber doch noch nicht alles zu Ende, die Rechnung die uns präsentiert wurde war unglaublich hoch (Erklärung: für Ausländer wird pauschal immer der dreifache Preis berechnet…), so dass wir nicht genug Geld hatten. Als ich dann die Versicherung angerufen habe, war ich mit den Nerven schon ziemlich am Ende und als ich dann nur blöde Kommentare vom Sachbearbeiter bekommen habe, wäre ich am liebsten durchs Telefon gekrochen und um mal persönlich ein Wörtchen mit dem zu reden. Die haben mir doch ernsthaft gesagt, ich sollte mich mal nicht so aufregen und meine Tochter doch einfach einer Schwester geben, dann könnte ich auch die 5 Seiten Formular ausfüllen und mein Flugticket schicken, weil ohne das ginge ja gar nichts… Naja, am Ende ist dann ein kleines Wunder passiert und Tilak hat in der Bank zufällig einen Freund getroffen, der ihm Geld leihen konnte. Das ist dann eben auch Nepal…
Am nächsten Tag konnten wir dann zurück nach Kaule, und die ersten Kontrollröntgenbilder sehen sehr gut aus. Miriam macht es super, sie hat keine Schmerzen und nimmt den Gips einfach hin, ich bin echt froh, dass sie über den nicht auch jeden Tag mit mir diskutiert. Ich denke man kann sagen, wir haben Glück gehabt, ein gebrochener Arm heilt aus und dann ist alles wie vorher, aber einen großen Schreck haben wir – ok, vor allem ich – doch bekommen… 
Miriam mit Riesengips... Sie hält sich sehr tapfer!