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Mittwoch, 22. August 2012

Vom Abenteuer, ein Bankkonto zu eröffnen


Um mein Studentenvisum beantragen zu können, muss ich mich bei der Tribhuvan Universität in Kathmandu als "Affiliated Researcher" registrieren lassen, und dafür brauche ich einen Haufen Unterlagen, die ich dort einreichen muss. Unter anderem muss ich einen Kontoauszug vorlegen, der beweist, dass ich wenigstens einmalig mindestens 4500 US$ auf einem Konto bei einer nepalesischen Bank eingezahlt  habe. Also war die erste Herausforderung, der ich mich stellen musste, die Eröffnung eines Bankkontos. 
Letzte Woche war ich in Kathmandu, und gleich als erstes habe ich bei der Nepal Investment Bank vorbei geschaut, um mich zu erkundigen, welche Unterlagen ich brauche. Dort habe ich dann ca. drei Mal die folgende Unterhaltung geführt:

Bankangestellter: Can I help you
Ich: Yes please, I want to open an account here.
Bankangestellter: You want to exchange money?
Ich: No, I want to open an account with this bank please.
Bankangestellter: You want to exchange your traveler cheques?
Ich: No. Account. I want to open an account.
Bankangestellter: You want to draw out money with your visa card?
Ich: Account. I need an account with this bank. I live here.
Bankangestellter: Ok, wait a moment please.

Und dann kam der nächste, und die Unterhaltung fing wieder von vorne an… Es scheint also doch nicht so oft vorzukommen, dass eine blonde Frau ein Konto bei der Nepal Investment Bank eröffnen möchte.
Nach dem dritten Mal bin ich dann aber zum richtigen Schalter gebracht worden, und dort habe ich ein Formular ausgehändigt bekommen, das ich doch bitte ausfüllen sollte. Außerdem bräuchte ich jemanden, der mich der Bank empfiehlt und der schon ein Konto dort hat. Zum Glück hat Badri ein Konto dort und war bereit mir zu helfen, also bin ich am nächsten Tag zu ihm und er hat seinen Teil des Formulars ausgefüllt. Ehrlichgesagt war ich mit dem Rest ein wenig überfordert, einige Dinge konnte ich natürlich ausfüllen, bei anderen war ich mir einfach nicht sicher. Was ich jedoch wusste war, dass ich Fotos brauche, um ein Konto zu eröffnen. Da ich meine Passfotos aber natürlich in Kaule vergessen hatte, bin ich erst mal in ein Fotostudio gegangen. Dort habe ich dann bestimmt 10 Minuten mit dem Typen rumgehandelt, weil mir der Preis zu hoch war, und am Ende ist er von 300 auf 250 Rupien runtergegangen, obwohl das wahrscheinlich immer noch zu viel war. Als ich rausgegangen bin, habe ich noch gedacht, ob ich nicht bescheuert bin, wegen 50 Cent so ein Drama zu machen, aber irgendwie gewöhnt man sich das hier an. Hoffentlich fange ich in Deutschland nicht an, aus Reflex mit dem Bäcker zu feilschen…
Jedenfalls hatte ich jetzt Fotos und Empfehlung und bin guten Mutes zurück zur Bank gegangen, dort wusste man jedoch leider wieder nicht so richtig etwas mit mir anzufangen. Erst hieß es, ich kann ein Konto eröffnen, bekomme aber keine Karte, dann hieß es, auch kein Scheckbuch, dann doch wieder Karte und am Ende schließlich nur Scheckbuch. Zum Glück hatte dort gerade eine Praktikantin angefangen, die sehr gutes Englisch sprach, und die mir helfen konnte. Großes Erstaunen hat dann nochmal meine Adresse ausgelöst, es wollte mir keiner so richtig glauben, dass ich im Nuwakot District wohne und nicht in Kathmandu… Außerdem musste ich den Namen meines Vaters und Großvaters angeben (nicht den meiner Mutter…) und als krönenden Abschluss musste ich eine Lageskizze meines Wohnortes in Relation zu der Bankfiliale zeichnen. Als ich sagte, dass das nicht so viel Sinn macht, da ich 25km weit weg wohnen würde, hat man mir nur gesagt, ohne Skizze kein Konto, also musste ich wohl oder übel malen. Ich wusste doch, dass sich das Geographiestudium und die Kurse in Kartographie irgendwann mal lohnen würden :-).
Nach vielem Rumgelaufe und 1000 Nachfragen konnte mein Antrag inklusive Skizze, ca. 15 Unterschriften und drei Fotos, die hübsch über die Seite verteilt waren endlich an die Sachbearbeiterin weitergegeben werden. Und jetzt habe ich also mein Konto bei der Nepal Investment Bank! Im Endeffekt kann ich wahrscheinlich froh sein, dass das Ganze nicht noch länger gedauert hat. Der nächste Schritt auf dem Weg zum Visum ist also geschafft.
Leider musste ich mich bei diesem Besuch in Kathmandu auch von Thomas verabschieden, der mir hier in den ersten Wochen oftmals eine sehr große Hilfe war und immer ein zuverlässiger Ansprechpartner. Von jetzt an muss ich wohl alleine klarkommen, wenn ich mich in Thamel verlaufen habe und nicht mehr den Weg zu meinem Hotel finde…

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